Werte sind die Wurzeln unserer Visionen.
Dabei ist ein funktionierendes Wertesystem Herr und Diener zugleich. Einerseits sind Werte der Grundstein jeder funktionierenden Unternehmenskultur. Andererseits sind Wertesysteme keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr ist es eine stetige Herausforderung ein funktionierendes Wertesystem zu etablieren. Im Unternehmen kann das nur funktionieren, wenn jeder Mitarbeiter, angefangen vom obersten Leitungsorgan – dem „Chef“ – über die verschiedenen Managementebenen, bis hin zum letzten Mitarbeiter in der Wertschöpfungskette aktiv daran mitarbeitet. Wertesysteme, Unternehmenskultur kann nur als totalitäres System funktionieren. Diese tägliche Herausforderung kann allerdings nur gelingen, wenn auch permanent daran gearbeitet wird.
Damit Sie mich richtig verstehen, das darf ruhig Spaß machen! Nichtsdestotrotz ist es eine stetige Aufgabe aller Beteiligten an der positiven Entwicklung mitzuwirken.
Vor gut 30 Jahren sagte einmal ein schwäbischer Pferdehändler zu mir: „Werte haben wir doch alle. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist – sind sie positiv oder negativ?“. Damals stand ich am Anfang meines unternehmerischen Wirkens und hatte nicht den Erfahrungsschatz, den ich heute habe. Daher konnte ich nicht sofort die Erkenntnisse daraus ziehen, die in dieser kurzen Frage Zweifels ohne enthalten sind. Als ich daher nachfragte bekam ich eine seiner typischen Antworten: „Auf Papieren kannst Du nicht reiten!“. Nachdem ich wohl etwas ratlos dreingeblickt haben muss, erweiterte er seine Antwort: „Ein Gaul kann den besten Stammbaum haben – die tollsten „Papiere“ – wenn er aber blöd im Kopf ist hilft das für den täglichen Umgang mit ihm wenig“. Das leuchtet ein! Gerade im Pferdehandel, wo bis heute ein Handschlag unter ehrbaren Pferdehändlern so bindend ist wie ein ausformulierter und schriftlich niedergelegter Vertrag, sind funktionierende Werte die Grundlage der Zusammenarbeit. In der Zusammenarbeit im Unternehmen ist es genauso. Nur wenn die Werte aller Beteiligten übereinstimmen, kann ein positives Betriebsklima entstehen. Das wiederum ist die Basis für ein zielgerichtetes und systematisches Miteinander.
Natürlich stimmt es, ein Wertesystem entwickeln wir so oder so. Wie diese Werte, die wir täglich leben und auch in Anspruch nehmen, ausgeprägt sind entscheidet sich aber in jedem Moment neu. Mit jeder Entscheidung konsultieren wir automatisch und meist unterbewusst unser Wertesystem. „Kann ich das so machen? Darf ich das? Was werden da die anderen denken?“ und noch etliche Fragen mehr stellen wir uns ja permanent. Und mit jeder getroffenen Entscheidung bestätigen wir entweder unser bestehendes Wertesystem oder wir verändern es ein kleines bisschen. Werte sind zwar einerseits die Grundfeste unserer Systeme – Unternehmen, Familie, Gesellschaft – damit also stabil und belastbar. Andererseits muss aber auch ein permanenter Wertewandel stattfinden, um sich an die geänderten Rahmenbedingungen anzupassen.
Leider ist es mit Werten wie mit vielen anderen Dingen auch. Häufig merken wir erst wie wichtig etwas ist, wenn es fehlt oder nicht mehr zur Verfügung steht. Freiheit wissen wir doch erst dann zu schätzen, wenn wir das Gegenteil erfahren haben. Respekt, Ehrlichkeit, Transparenz, um nur ein paar wenige zu nennen – überall das selbst Spiel. Solange sie da sind, denken wir recht wenig darüber nach. Erst wenn etwas davon abhandengekommen ist, wird uns der eigentliche Wert bewusst. Ich will niemanden anklagen, zumal ich dabei eine sehr schwache Position hätte, mir geht es ja ähnlich. Gerade deshalb beginne ich seit vielen Jahren meinen Tag mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Dinge, die wir in unserer zivilisierten Welt so selbstverständlich nehmen. Ich fokussiere mich bewusst auf die sogenannten Kleinigkeiten und seit ich das tue, achte ich auch im Alltag wesentlich häufiger darauf, die Werte nicht nur zu kennen, sondern auch zu leben. Probieren Sie es gerne mal aus, tut gar nicht weh 😉
Für die Führungskräfte in unseren Unternehmen ist die Aufgabe der Wertevermittlung ebenso präsent im Führungsalltag. Hier eine schnelle Entscheidung für Mitarbeiter A, dort eine Vereinbarung zur Projekt B und dann noch das Meeting C, welches auch noch schnell erledigt werden muss. Dabei kann das eigene, bewusste praktizieren des Wertesystems schon mal unter die Räder kommen. Andererseits greifen wir ja trotzdem oder gerade deshalb ständig auf unsere vermittelten und verinnerlichten Werte zurück. Weil zudem jedes Mal auch andere Meinungen und damit andere Werte in die Entscheidungssituationen miteinfließen, werden wir auch gezwungen unsere Werte ständig zu hinterfragen und stetig zu entwickeln. An dieser Stelle komme ich zurück zu der Frage: „Aktiv oder passiv – positive oder negative Entwicklung?“. Alles was wir beachten können wir aktiv gestalten. Guten Willen und ehrbare Werte vorausgesetzt wird diese Entwicklung dann auch positiv ausfallen. Alles was wir passiv und unbewusst erdulden, in Kauf nehmen, über uns ergehen lassen, wird meist eher negative Trends aufweisen. Das ist eine permanente Anforderung, schon klar. „Wenn es leicht wäre, könnte es ja jeder“, sagte in der 8. Klasse mein Sportlehrer zu mir. Recht hatte er und an dieser Stelle auch vielen Dank für diesen vermittelten Wert.
Vielleicht geht es gar nicht um das Happy End – vielleicht geht es vielmehr um die Story
Beginnend mit unserer Geburt, haben wir uns ständig Werte angeeignet. Anfangs unbewusst und spielerisch, später aktiv und selbstbestimmt. Denn genau so funktioniert Wertevermittlung – über Vorbildwirkung. Das Motto lautet also: Sog statt Druck! Als Führungskraft, wie auch als Familienmitglied oder Teil der Gesellschaft bin ich in jeder Situation Vorbild. Diese Vorbildwirkung endet auch nicht mit dem Feierabend und beginnt dann erst wieder am nächsten Arbeitstag. Vorbild sind wir immer, 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Diesen Grundsatz finden wir in vielen Definitionen von Führung wieder. Eine der ersten Definitionen, die ich lernen durfte, lautet: „Führen heißt Vorbild sein, bedeutet freiwillig Gefolgschaft zu erzielen“. Es gibt etwa eintausend Erklärungen für den Begriff „Führung“. Keine ist für mich so klar wie dieser Satz – freiwillig Gefolgschaft erzielen. Das heißt, niemals etwas von meinem Mitarbeiter zu verlangen, was ich nicht selbst bereit bin zu tun. Natürlich muss eine Führungskraft nicht alle Arbeiten selbst erledigen und in der genauen Definition soll sie das gar nicht. Die Mitarbeiter sollten jedoch wissen, dass der Vorgesetzte es tun kann und wird, wenn Not am Mann ist. Nur dann werden sie seiner Führung auch folgen und sich gerne aktiv daran beteiligen.
Vorbild sein ist eins der schwierigsten Unterfangen unseres Lebens
Ich durfte in meinem Leben an der Erziehung von vier Kindern mitwirken. Von Windeln wechseln bis betrunken von der Disco abholen habe ich alles erlebt. Wenn Sie also Fragen haben, zu vor-, mittel- oder nachpubertären Themen, fragen Sie mich gerne. Eins möchte ich der Fairness halber vorausschicken – ich habe auch keine Antwort! Kinder sind halt so, Punkt. Rückblickend kann ich sagen, es ist wichtig einfach aufzupassen, dass sie sich nicht weh tun, mehr können Eltern nicht tun. Selbst das Vorleben von Werten, die Vorbildwirkung ist, je nach aktueller Entwicklungsphase, mal mehr, mal weniger leicht. Jeder der schon die Phase der Pubertät als Elternteil miterlebt hat, weiß genau wovon ich spreche. Gerade in diesem Lebensabschnitt sind viele Verhaltensweise durchaus als irrational zu bezeichnen und ich habe mich oft gefragt, ob ich meinen Kindern eigentlich Garnichts vermittelt habe. Mit ein wenig Abstand kann ich heute feststellen, das hat schon alles ganz gut funktioniert. Die Kinder sind groß, gesund und stehen mit eigenen Beinen fest im Leben – alles richtig gemacht. Selbst in einer Kleingruppe wie der Familie bedarf dieser Prozess jedoch der aktiven Zusammenarbeit. Wenn beide Elternteile permanent in andere Richtungen wirken, wissen Kinder nicht welches Verhalten, welche Werte sie annehmen sollen und welche eher ungünstig sind.
Übertragen wir diesen Vorgang auf die Unternehmen, kann Wertevermittlung nur durch die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter erfolgreich gestaltet werden. Selbst die beste Führungskraft ist ohne die Mitwirkung und Unterstützung der unterstellten Mitarbeiter keinen Pfifferling wert. Erfolg im Unternehmen ist immer eine Teamleistung! Dieses Team brauch Führung – natürlich. Es braucht ein positives Vorbild, einen geeigneten Führungsstil und entsprechende Rahmenbedingungen. Dann kann ein konstruktives Miteinander entstehen. Hier schließt sich auch der Kreis.
Ein funktionierendes Wertesystem ist Herr und Diener zugleich.
Um Visionen, davon abgeleitet die Ziele des Unternehmens, erfolgreich umzusetzen und zu erreichen bedarf es Orientierung, Motivation und Identifikation. Alle diese Punkte werden durch eine konkrete und transparente Unternehmensphilosophie definiert. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen können sich Mitarbeiter dann frei entfalten und ihr Leistungspotential zielgerichtet einsetzen. Durch eben diese, tägliche Umsetzung entsteht eine positive Unternehmenskultur. »Wer Leistung will, muss Sinn bieten« sagte schon Viktor Frankl. Doch selbst Sinn wurzelt tief in einem etablierten Wertesystem. Genau deshalb sprechen wir auch vom Management Regelkreis – das Ende des einen, ist der Anfang des anderen Zyklus.
Mehr Inspiration, Motivation und Sinn erhalten Sie regelmäßig in unserem Newsletter. Möchten Sie Thomas Nave live erleben, finden Sie <hier> weitere Informationen.
In diesem Sinne – fehler FREI!!!