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Story #2 – Kloster vs. Unternehmen – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Posted by on 12. Juni 2022

Was unterscheidet Klöster von Unternehmen?
Vielleicht schon die falsche Fragestellung.
Was haben Klöster und Unternehmen gemeinsam?
Das ist die kürzere Antwort.
Und last but not least, warum überhaupt Klöster?

Der Reihe nach:

Waren Sie schon mal in einem Kloster?

Damit meine ich nicht, dass Sie mal zu Besuch, zur Besichtigung oder zum Beten dort waren. Worüber ich spreche, ist ein Aufenthalt über längere Zeit, die Teilnahme am Klosterleben, Kloster auf Zeit sozusagen. Die meisten Klöster bieten das an – gegen einen gewissen »Energieausgleich« natürlich 😉

Die Eindrücke, welche solch ein Aufenthalt vermitteln kann, sind durchaus als beeindruckend zu bezeichnen. Wobei ich gerne zugeben mag, dass die Blickwinkel hier unterschiedlich sind.

Wieso ins Kloster?

Blicke ich auf die Zeitspanne von 1994 – 2006 zurück, stelle ich heute fest was jeder Automechaniker bestätigen wird.

»Wenn du permanent im roten Bereich drehst, wird der Motor irgendwann überhitzen.«

Über ein Jahrzehnt war ich wohl das, was wir in unserem Sprachgebrauch als Workaholic bezeichnen. Mein Leben war die Arbeit. Damit wir übers Gleiche sprechen – ich hatte Spaß bei dem was ich tat. Es war lediglich das übertriebene Ausmaß, was nicht passte. Wie so oft im Leben sieht der Betroffene als letztes, was tatsächlich Fakt ist.

»Das letzte auf der Welt, was ein Fisch realisieren wird, ist die Existenz von Wasser!«

Wir blenden das Offensichtliche meistens aus. Menschen, die aus einer anderen Perspektive auf die Geschichte blicken, schlagen oft schon weit vorher die Hände über dem Kopf zusammen. Ihnen ist schon längst klar, das geht schief. Bildlich gesprochen raste ich auf eine Mauer zu und wenn mich jemand darauf hinweisen wollte, war meine Reaktion schlicht mehr Gas zu geben.

Eine wesentliche Erkenntnis der damaligen Zeit – im Positiven – ist heute mein Leitsatz:

»Wer schneller scheitert gewinnt.«

(Thomas Nave)

Bezogen auf die Mauer und das Gas geben ist das Ergebnis freilich klar. Alle die sich mit Crashtests beschäftigen, können Ihnen Auskunft über die Ergebnisse geben – Totalschaden! Überraschung 😅 Das ist natürlich Nonsens und überhaupt keine Überraschung.

»Etwas, das man erwarten kann, ist niemals eine Überraschung.« (Dr. Joe Dispenza)

Die Ausgangssituation – ein paar Eckdaten.

Gewöhnlich arbeitete ich zu dieser Zeit von ca. 5:00 Uhr morgens bis ca. 0:00 Uhr nachts, sieben Tage die Woche, ca. 350 Tage im Jahr. Die Tage, die ich in dieser Phase meines Lebens mit meiner Familie verbrachte, beschränkten sich auf Feiertage wie Weihnachten, Ostern, „wichtige“ Geburtstage. Diesen Rhythmus war ich einerseits aus den Zeiten im Reitstall gewohnt und andererseits bedingt es mein Fallschirmsprungunfall, dass ich jeden Tag einiges an Medikamenten einnehmen darf, damit ich am Leben „normal“ teilnehmen kann. In Kombination führt das dazu, dass ich für gewöhnlich schon wegen der „Entzugserscheinungen“ zwischen 4:30 und 5:00 Uhr wach bin.

Durch diese exzessiven Arbeitszeiten verpasste ich allerdings sogar Hochzeiten, „weniger wichtige“ Geburtstage und natürlich viele Termine, die mit meinen Kindern zu tun hatten. Erster Kindergartentag, erster Schultag etc., ich führe das nicht weiter aus, Sie haben sicher schon eine klare Vorstellung.

Am Ende war diese permanente Fixierung auf die Arbeit der Grund, warum ich wesentliche Entwicklungen in meinem Umfeld nicht mitbekommen habe. Jede Geschichte für sich ist ein eigenes Kapitel wert und Sie lesen Teile davon in meinem Neuen Buch. Für die heutige Geschichte springen wir gleich zum Endergebnis.

Zum Schluss wird’s dunkel

Am Ende meiner Odyssee stand ich allein und komplett pleite vor den Scherben meines Lebens. Meine Freundin hatte die Kinder „eingepackt“ und schon längst einen neuen Partner gefunden. Mein Geschäftspartner bekam wohl Torschlusspanik und hat mich übelst hintergangen. Ohne Kapital, ohne Familie, dafür mit einer ganzen Menge Verpflichtungen – Büromieten, Gehälter, Unterhalt, eigene Kosten und nicht zuletzt 7-stellige Schulden – Totalschaden eben.

32 Jahre alt, Lebensbilanz in allen Bereichen – NEGATIV.

Mein Leben hat mir ungefragt eine „Sonderbilanz“ erstellt, maximal schmerzhaft und extrem deutlich den »Stecker gezogen«. Absoluter Reset!

Wieder einmal – von 100 auf NULL. Im Unterschied zur Story von gestern ging es jetzt aber nicht um eine Geschwindigkeitskorrektur beim Spielen, diesmal ging es um den „Zug“ des Lebens.

Check-In – zurück zum Ursprung

Ich war buchstäblich am Ende des Weges angekommen. Zumindest hatte ich damals diesen Eindruck. Fast sechs Monate ging nichts mehr. Was mir im Leben immer geholfen hat war, mich ins Auto zu setzen und einfach ziellos umherzufahren, vielleicht kennen Sie das auch. Ende April 2006 tat ich genau das. Setzte mich ins Auto und fuhr ein bisschen durch die Gegend, kein konkretes Ziel, nix zu tun, einfach so. Fester auf, Musik an, atmen und leben. Ohne genau zu wissen wieso und warum, landete ich plötzlich in Plankstetten. Vor der Klostermauer der Benediktiner Abtei Plankstetten. (https://www.kloster-plankstetten.de) musste ich bremsen – Gegenverkehr.

Mit dem Bremsen kam auch die Wahrnehmung zurück und ich realisierte, wo ich mich befand. Zur weiteren Orientierung schaute ich auf die Uhr, dann griff ich zu meinem Telefon, weil ich einen Anruf terminiert hatte. Während die Verbindung noch aufgebaut wurde, fuhr ich durch das Klostertor. Der Gesprächspartner meldete sich und als ich im Klosterhof angekommen war, brach die Verbindung plötzlich ab. Ich prüfte den Empfang auf meinem Telefon und stellte fest – null, nix, kein Balken. Etwas verwundert legte ich unerklärlicherweise den Rückwärtsgang ein und fuhr rückwärts zurück durchs Tor bis vor die Klostermauer, wo ich hergekommen war. Überraschung, Empfang wieder da!

Weil ich es nicht so recht glauben wollte, wiederholte ich den Prozess noch ganze 3-mal. Das Ergebnis immer gleich – draußen Empfang – drinnen nix.

Ein Zeichen, Schicksal, Zufall oder einfach ein Störsender für ein „strahlungsfreies“ Klosterleben?

Bis heute kann ich Ihnen diese Frage nicht beantworten. In diesem Moment damals, war es jedenfalls für mich der Donnerschlag – auf einmal war alles ganz klar – „Du musst jetzt einfach wieder von vorne anfangen, back to the roots – zurück zum Ursprung“. Ist es nun Zufall, dass das Motto der Abtei Plankstetten »Leben aus dem Ursprung« ist? Die Antwort überlasse ich ganz Ihrer Fantasie. Einige Gespräche, Telefonate und Vorbereitungen später war alles geklärt – ich wurde Mönch auf Probe.

Check-In am 8. Mai 2006

Benediktiner Abtei Plankstetten

Die Benediktiner Abtei Plankstetten ist malerisch oder wie es auf der Homepage der Abtei heißt »Geistreich – die Schöpfung im Blick« ins wunderschöne Altmühltal „gezimmert“ und bekannt für ihre Landwirtschaft und wie sollte es anders sein, für Bier. Nach einer kurzen Einführung und Erledigung der organisatorischen Formalitäten begann also mein neues Leben. Nun bin ich zwar katholisch erzogen, war mehrere Jahre in einem katholischen Jugendwohnheim, während ich meine Ausbildung zum Fluggerätmechaniker absolvierte und auch gläubig, aber Mönch?

ora et labora – beten und arbeiten

Trotz meiner katholischen Erziehung konzentrierte ich mich während meiner „Auszeit“ mehr auf »labora« und weniger auf »ora«. Konkret bedeutete das, ich arbeitete in der Landwirtschaft des Klosters. Jeden Morgen fuhr ich zum Kloster, denn ich schlief auch weiterhin zu Hause. Meine hauptsächlichen Aufgaben waren Rasen mähen, Ställe misten, Kartoffeln abpacken, Tomaten und Kirschen ernten – alles, was eben so gemacht werden muss. Nach einiger Zeit wurde ich dem Klosterschreiner zugeteilt und verbrachte einige Tage mit dem Streichen von Zäunen und Fensterrahmen. Abends führte mich mein Weg meistens in eine der nahgelegenen Ortschaften, um noch ein Feierabendbier zu trinken.

So vergingen die Tage und mit jeder Gabel Mist, mit jeder gemähten Wiese, jedem Sack Kartoffeln und schließlich mit jedem einzelnen Pinselstrich wurde die Last auf meinen Schultern leichter – im übertragenen Sinne. Es war ein bisschen so, als würde ich mit jedem Handgriff, den ich im Kloster machte, den riesigen Sandhaufen meiner Vergangenheit abtragen – allerdings mit einem Teelöffel – Stückchen für Stückchen. Mit der Leichtigkeit kam jeden Tag ein bisschen mehr die Lebensenergie zurück. Durch die Aktivitäten in der Landwirtschaft wurde ich körperlich wieder fitter und schlussendlich begann ich wieder zu lesen und während ich Fenster und Zäune anstrich hörte ich Hörbücher.

Was mir bei diesem Veränderungsprozess allerdings als erstes auffiel – ein tiefes Gefühl von Demut und Dankbarkeit. Ich stand am dritten Tag allein mitten auf einer großen Weide und wollte das hohe Gras unter den Elektrozäunen mähen. Es war kurz vor Mittag, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel, ein Bild wie gemalt. Ich lies meinen Blick ein wenig schweifen und plötzlich war da dieses Gefühl, bekannt und irgendwie fremd zugleich. Von einem Moment auf den anderen, einfach so, als wäre es nie anders gewesen. Eine tiefe Wärme, Geborgenheit, das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Die Gewissheit alles tun zu können und dabei Erfolg zu haben, das fühlte sich so herrlich an, dass ich mich dabei ertappte wie ich grinsend, inmitten einer Herde Schafe auf dieser Wiese stand. Mit Worten ist dieses Gefühl nicht zu beschreiben, jedenfalls für mich. Deshalb nenne ich es eben Demut. Das trifft es sicher nur suboptimal, auch hier haben Sie jedoch bestimmt eine Vorstellung was ich sagen will.

Aus diesem Gefühl wurde ich seinerzeit etwas unsanft herausgerissen, weil Frater Georg (Name geändert, Ähnlichkeiten sind rein zufällig) mich zum Mittagessen abholte. Mittags fuhren wir immer in die Abtei, wo in der Küche für alle Gäste, Besucher und natürlich die Mitarbeiter des Klosters und die Mönche gekocht wurde. Üblicherweise ging ich danach ein paar Schritte durch die Abtei, schaute im Hofladen vorbei oder saß einfach auf einer Bank und blickte ins Altmühltal. An diesem Tag ging ich recht zielgerichtet in den Hofladen und kaufte mir eine Tasse. Ja richtig, eine Tasse. Merchandising ist auch in Klöstern angekommen 😉

Ein erster Ausblick auf die Gemeinsamkeiten von Unternehmen und Klöstern.

Wie mein Klosterleben weiter ging und was das mit dem Mai 2008 zu tun hat bzw. haben wird, das erfahren Sie in Story #3 – bleiben Sie also neugierig.

Kommen wir nun zum zweiten Teil der heutigen Story

Was unterscheidet Klöster von Unternehmen und was haben sie gemeinsam?

Aus der geschilderten, persönlichen Erfahrung kann ich folgendes berichten.

Sowohl im Kloster wie im Unternehmen, gibt es klare Regeln. Was hier Bibel und die 10 Gebote heißt, nennen wir im Unternehmen Unternehmensphilosophie, Unternehmenspolitik. Klar formulierte Ziele, Werte und Normen in beiden Institutionen. Exakt ausformulierte Regeln für menschliches Verhalten. In der nächsten Ebene dann detailliertere Aktivitäten und schlussendlich Maßnahmen zur Umsetzung oder Realisierung.

Für mich waren beide, Gebote wie Unternehmensphilosophie, immer eine Art Wegweiser mit Leitplankenfunktion. Wie auf einer Autobahn gibt es links und rechts klare Begrenzungen. Innerhalb dieser Grenzen darf jeder frei wählen, welche „Fahrspur“ die bevorzugte sein soll. Auf der Autobahn, rechte Spur mit 60 km/h „dahinzuckeln“, mittlerer Fahrstreifen mit 100 oder 130 km/h der Masse angepasst oder doch lieber links und Vollgas, weil der Spaß erst beginnt, wenn der Zeiger über die zwei geht, aber nicht nach der ersten Null! 😅

Außerdem sind Klöster, wie Unternehmen, linienmäßig organisiert. Als Einlinienorganisation mit klarer Hierarchie und definierten Dienst- oder Instanzenwegen, so wie 86 % aller Unternehmen in Deutschland. Das hat bisweilen Vor-, sicher hin und wieder auch Nachteile. Weiterhin finden wir in beiden Einrichtungen klare Stellenbezeichnungen. Teilweise sogar erschreckend gleichlautend. Auch in Klöstern gibt es Verantwortliche für Finanzen, „Personal“, „Produktion“ usw. Und auch wenn Glaube Berge versetzen kann, so gibt es auch im Kloster einen ökonomischen Ansatz. Der Weg zur „Gewinnerzielung“ mag ein anderer sein, das Ergebnis ist jedoch durchaus vergleichbar.

Logo, Corporate Identity, USP

Das bekannteste Logo der Welt?

Wenn ich bei einer Keynote oder einem Lehrauftrag die Teilnehmer frage, kommen Antworten wie: Coca Cola, Apple, Google etc. Sicher alle sehr bekannt und über 90 Prozent Bekanntheitsgrad weltweit. Richtig ist jedoch – das Kreuz der katholischen Kirche! Sprichwörtlich fast jeder kennt dieses Symbol oder eben Logo. Unfairer Vorteil und daher nicht 1:1 vergleichbar, die Kirche hatte mehr als 2.000 Jahre Zeit und damit einen uneinholbaren Vorsprung. Über die Methoden der „Bekanntmachung“ sprechen wir lieber auch nicht. Sachlich betrachtet sind die Fakten eindeutig.

Bis hierhin also durchaus vergleichbare Elemente.

Wo liegen nun die Unterschiede?

Wenn Sie so wollen, dann tragen zwar auch die Mönche im Kloster eine Art Berufskleidung, anders formuliert Uniform. Allerdings sind es hier meist die Mönchskutten, welche sich von den allermeisten Uniformen optisch doch deutlich absetzen. Was noch dazu kommt, Mönche treffen sich mehrmals täglich und beten gemeinsam.

Natürlich machen Mitarbeiter im Unternehmen auch gemeinsam Pause, auch mehrmals täglich. Beten werden wohl nur die wenigsten von ihnen. Wobei das natürlich eine Behauptung ist und ich auch niemandem zu nahetreten will. Entschuldigen Sie also bitte, falls Sie doch mehrmals täglich beten!

Insgesamt betrachtet ist die Ähnlichkeit von Klöstern und Unternehmen vergleichbar mit der Ähnlichkeit von Affen und Menschen. Nicht dass ich hier einen tatsächlichen Vergleich ziehen möchte. Es macht in meinem Blickwinkel keinen Unterschied, ob wir über ein Unternehmen oder über ein Kloster sprechen – jedenfalls was Themen wie Unternehmenskultur, Führung, Organisation oder Kostenrechnung sprechen.

Die Frage die ich Ihnen lieben Leser*Innen am Ende der heutigen Story stellen will.

Müssen immer erst maximale Ereignisse unseren Alltag »durchkreuzen«, bevor wir den Fuß vom Gas und den Kopf hochnehmen?

Wie heute beschrieben hätten Sie mir damals ein Brett vor den Kopf knallen können und ich wäre trotzdem einfach weitergelaufen. Vielleicht mit einem blauen Auge und Kopfschmerzen, aber meine Routine zu durchbrechen wäre Ihnen damit auf keinen Fall gelungen. Dafür brauchte es größere Kaliber.

Heute entsteht bei mir persönlich häufig der Eindruck, dass wir alle so sehr in unseren Routinen gefangen sind, dass wir darüber vergessen, was unser eigentlicher Zweck zu sein scheint. Allerdings überlasse ich Sie an dieser Stelle Ihren eigenen Gedanken dazu.

Wie sehen Sie das? Viel Spaß beim Nach- oder noch besser Vor-Denken 🎉

fehlerFREUDIGen Wochenstart & immer dran denken »Wer schneller scheitert gewinnt!«

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